CHIP-Interview mit Googles oberstem Datenschützer

Hubert Burda Media [Hubert Burda Media-4.12.09] „Die Deutschen sind ziemlich misstrauisch“

Google ist der größte Datensammler der Geschichte und genau deshalb vielen Menschen suspekt. Warum speichert die US-Firma so viele Informationen und was passiert mit ihnen? Und wer kontrolliert den Umgang mit der riesigen Datenmenge? Das Technikmagazin CHIP hat diese Fragen einem Mann gestellt, der es wissen sollte: Peter Fleischer, oberster Datenschützer bei Google.

Googles Global Privacy Counsel ist nach eigenen Angaben in die Produktentwicklung involviert und hat auch schon Projekte wegen Datenschutzbedenken gestoppt: „Bei Google herrscht keine Diktatur. Wenn ein Produkt unsere Datenschutzbestimmungen fundamental verletzt, sage ich das der Entwicklergruppe und die diskutieren das mit mir.“

Beispiele für Produkte, die am Datenschutz scheiterten, will Fleischer aber nicht nennen: „Wir reden nicht über Projekte, die wir eingestellt haben.“

Log-Files, also die Anmeldedaten der Nutzer, werden bei Google neun Monate lang gespeichert. Peter Fleischer kann daran nichts Verwerfliches finden: „Die Frage ist: Bis zu welchem Alter bringen uns die Daten bei der Verbesserung der Suche weiter, und ab welchem Punkt überwiegt das Datenschutzinteresse. Dieser Punkt liegt unserer Meinung nach momentan bei neun Monaten.“

Auch die Speicherung von IP-Adressen sehen viele Datenschutz-Experten kritisch. Bei jedem Gang ins Internet bekommt der Computer des Nutzers eine entsprechende Kennung zugewiesen. Wozu braucht das Unternehmen diese lokalisierbaren Daten? Im CHIP-Interview sagt Peter Fleischer, es gehe darum, Spam oder Hackerangriffe abzuwehren sowie die Suchalgorithmen zu verbessern. „Wir analysieren keine Einzelperson, wir erforschen, wie Millionen Nutzer suchen – in verschiedenen Sprachen, Kulturen und Regionen. Die IP-Adresse hilft beim Lokalisieren, denn Menschen suchen je nach Land unterschiedlich.“

Dem Datenschutzbeauftragten zufolge werden IP-Adressen oder Log-Einträge nicht miteinander verknüpft: „Wir verbinden nie die gleichen IP-Adressen, um irgendein Profil zu entwerfen. Das ist ja das, was die Leute immer glauben.“ Dies gelte auch für die Werbeeinblendungen, die sich am jeweiligen Suchbegriff orientieren. Hier werde die IP-Adresse lediglich zur Lokalisierung genutzt: „Wer ‚italienisches Restaurant’ in München eingibt, wird ein anderes Ergebnis sehen als jemand, der in Berlin danach sucht.“

Die Skepsis, die Google wegen seiner enormen Datensammlung in Deutschland entgegenschlägt, kann Peter Fleischer grundsätzlich nachvollziehen: „Ich bin Amerikaner deutscher Abstammung. Ich bin kulturell so geprägt, das zu verstehen. Jedes Land hat eigene Datenschutzdebatten. Die Amerikaner trauen der Regierung nicht, die Deutschen sind gegenüber Unternehmen ziemlich misstrauisch.“

Das vollständige Interview erscheint in der neuen CHIP, die am 4. Dezember in den Handel kommt.

Quelle Pressemitteilung: www.burda.de (13.11.2009)